Freitag, 10. Oktober 2014

Journey to the Desert - Part 3: Dunhuang

Am Morgen des 5. Oktober erreichte ich das eigentliche Ziel meiner Reise: Dunhuang. Da das Hostel etwa 5km südlich der Stadt direkt an den Sanddünen lag, ist ein Abholservice vom Bahnhof inklusive. Da ich nach der schlaflosen Nacht auf dem kalten, zugigen und ewig lärmenden Bahnhof (Piepser am Security Check) und im Zug, wo mein Platz sprichwörtlich von einem Chinesen "belegt" war, dessen Freundin mich bat ihn nicht zu wecken und einen anderen Platz zu suchen (weswegen ich auf der fünfstündigen Fahrt viermal meinen Platz wechseln musste) war ich entsprechend erledigt und ruhte mich noch ein bisschen aus.


Als meine Zimmerkollegin aufwachte, fragte sie mich ob ich mit zu den Mogao-Grotten möchte. Allerdings mit dem Bus - das kam mir gerade recht. Also machten wir uns auf zur Touristenhölle Nummer Eins... Schon vorher hörte ich, wie dort die Massen durchgeschleust werden. Von den 492 erhaltenen Höhlen sind nur immer 20 geöffnet, von denen man lediglich 10 in einer geführten Tour besichtigen kann. Oberste Priorität dabei: "No Photo!!" - und das unter Androhung körperlicher Gewalt und Zerstörung der Kamera (es geht dabei offensichtlich nicht um das Blitzlicht, das wäre noch einleuchtend).
Echt schade, denn die Mogao-Grotten sind einer der größten buddhistischen Kunstschätze und führen zurück bis auf das Jahr 366 n.Chr. (Entstehung der Grotten zwischen 4. und 14. Jahrhundert). Man kann nur staunen über die Maltechniken und die Pigmente, die sich über so lange Zeit so gut erhalten haben und teilweise noch immer strahlen. Nicht nur Kunst und Religion stecken in den "Unvergleichlichen Höhlen", sie sind auch wie eine Zeitkapsel und geben einen Einblick in die Geschichte, die Gesellschaft von damals und wie sie sich verändert hat. Ein super Platz also, um sein Picknick abzuhalten und den Müll zu deponieren, wie das die angestellten Wächter und Führer machen, teilweise sogar in extra Grotten, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Klar darf man da keine Photos machen, wenn das die UNESCO wüsste...

1900 entdeckte ein Mönch die so genannte Bibliotheksgrotte, in die die buddhistischen Mönche 1036 ihre Schriften eingemauert hatten, um sie vor einfallenden Mongolen zu schützen. Sie überdauerten im trockenen Wüstenklima unentdeckt, bis besagter Entdecker, der den Wert der Dokumente nicht kannte, sie an ausländische Forscher verscherbelte.
Im horrenden Eintrittspreis enthalten ist auch das Museum, das absolut sehenswert ist. Dort ausgestellt sind diverse Fragmente alter Schriftstücke, sowie Nachbildungen einiger ausgewählter Grotten - und die Chinesen können ja bekanntlich gut kopieren. Wahrscheinlich der Grund, weshalb auch dort strengstes Photografierverbot gilt.

Den nächsten Tag verbrachte ich in der Sandwüste (沙漠) um den Mingsha Shan, die höchste Sanddüne dort, zu erklimmen und den Mondsichelsee zu sehen, eine Wasserquelle, die trotz der Wüste und Sandstürme außen herum noch nicht versandet ist. Ein schöner Tag im Sandparadies, geniales Wetter (die Jahreszeit war hervorragend gewählt - schön warm tagsüber und nachts nur dann richtig kalt wenn man sich nicht bewegt), ein wunderschöner Sonnenuntergang hinter den Dünen und der Weg zurück in klarer Mondnacht.




Für den letzten Tag habe ich eine Bustour gebucht, die günstigste Möglichkeit in die 180km entfernte Yadan Landschaft zu kommen. Der Weg führte über die "Altstadt Dunhuang" (eigentlich eine Filmstadt, die schon mehr als 20 Filmen als Schauplatz diente), den Yumen-Pass und einen Mauerabschnitt aus der Han Dynastie und zum Abschluss in die westlichen Tausend-Buddha-Grotten, die künstlerisch bei weitem nicht an die Mogao Ku herankommen, aber auch ganz nett sind. Ein rundum angenehmer junger Chinese, ruhig und pflegeleicht, hing sich an mich heran und so hatten wir immer jemanden, der Photos macht. Ich hätte mich gerne mehr mit ihm unterhalten, aber er ist Chinese, und die scheinen einen Mechanismus im Körper zu haben, der sie schlafen lässt, sobald sie in einem Bus sitzen...

Am nächsten Morgen ging auch schon mein 24-Stunden Zug zurück nach Xi'an. Nachdem der auf 8 Uhr bestellte Taxifahrer um 9 Uhr immer noch nicht da war, wurden ich und zwei andere Chinesen, die auch zum Bahnhof mussten, nervös. Irgendwie schafften wir es, einen anderen Taxifahrer zu überzeugen, uns schnell dorthin zu fahren. Zwischendurch stoppte er um zu telefonieren.... 25 Fahrminuten zum Bahnhof, um 9.28 Uhr ging der Zug.... Doch dann gab der Fahrer Gas. Sobald er mit seinem Unternehmen alle Fragen geklärt hatte, raste er los. Und Schranken, die sich ihm in seiner Höllenfahrt in den Weg stellten, durchfuhr er kurzerhand, wie im Actionfilm :'D
Lebendig erreichte ich den Zug noch rechtzeitig... und mittlerweile hat mich der Alltag wieder.

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