Samstag, 4. Oktober 2014

Journey to the Desert - Part 1: Lanzhou

Anlässlich der Goldenen Woche (黄金周), um den Nationalfeiertag Chinas am 1. Oktober bin ich den Spuren der Seidenstraße über Lanzhou (兰州), Jiayuguan (嘉峪关) nach Dunhuang (敦煌) in der Provinz Gansu (甘肃) gefolgt.

Blick auf die Stadt Lanzhou vom Baita Shan

Meine erste Zwischenstation ist Lanzhou, die Hauptstadt der handgezogenen Nudeln, äh... der Provinz Gansu. Die Stadt liegt im Gelben Fluss und ist berühmt für die scharfen Lanzhou Nudeln (兰州拉面). Die Stadt selbst ist nicht besonders schön. Nein, sogar eher schmutzig. Ein Smog-/Sand-/Staub-Dunst aus Stadt und Wüste, der im Hexi-Korridor nicht richtig abziehen kann, sorgt für einen verschleierten Blick auf die Sonne. Der berühmte "Yellow River", der Gelbe Fluss (黄河), ist eher eine schokobraune Dreckbrühe. Und doch finde ich, hat auch das seinen ganz eigenen Charme. Und überhaupt, die handgezogenen Nudeln entschädigen ohnehin alles. Für umgerechnet je 1€ kann man sich dreimal am Tag ordentlich überfressen. Und den jungen Angehörigen der muslimischen Hui-Minderheit zuzugucken, die über die entsprechenden Skills verfügen aus einem Klumpen Teig in Sekundenschnelle gleichmäßig geformte ultralange Nudeln herzustellen, könnte mich stundenlang beschäftigen.

leckere handgezogene Lanzhou Lamian

Ich wohnte im Flower Hostel in einem alten Industriepark, der zu einem Kultur- und Kreativpark mit Cafés, Bars und Galerien umfunktioniert wurde. Dort traf ich auch auf Chinesen, die mir auf Schritt und Tritt folgten. Zunächst Calvin, ein gebürtiger Kanadier (chinesischer Abstammung), mit dem ich die Stadt erkundete, Nudeln aß, zur Massage ging und mit dem Schnellboot auf dem Gelben Fluss schipperte. Am letzten Tag versuchte ich mich extra früh leise heraus zu schleichen, denn Calvin wollte lieber den ganzen Tag Fußball spielen - nicht das, was ich mir unter Sightseeing-Urlaub vorstelle. Doch schwuppdiwupp hatte ich einen anderen Chinesen, Lufei, an der Backe. Da ich sagte, ich wolle erst frühstücken gehen und dann Sachen angucken, zog er sich schnell an und kam mit. In kaputten Flipflops, ging ja nur gschwind zum Frühstücken.
Nachdem der Baozi-Shop (kleine gefüllte Teigbällchen) meine Wunschsorte schon ausverkauft hatte, fanden wir ein anderes Frühstückslokal. Auf Lufeis Frage, wo ich dann hin möchte, sagte ich ihm wahrheitsgemäß, ich möchte die Tianfu Shagong Standsteinformationen suchen. Irgendwie fühlte er sich verpflichtet, mir zu helfen dorthin zu finden. Also ließ ich ihn folgen, setzte mich in meinen Bus zum Botanischen Garten um von dort die restlichen fünf Kilometer zu laufen. Natürlich war das mit seinen Schlappen denkbar ungünstig (warum folgt er mir auch?!), deswegen sind wir ein Stück getrampt. Er schien recht enttäuscht von dem Ergebnis ("nur" Felsen in einer staubigen Landschaft). Nachdem wir bequemerweise ins Stadtzentrum auch zurück trampten und noch Nudeln gegessen hatten, verabschiedete er sich unter etlichen Vorwänden. :D

Ich besichtigte noch den Berg der weißen Pagode (白塔山) und den taoistischen Baiyun Tempel (白云观), aß leckere Schafsfleisch-Jiaozi und machte mich auf den Weg zum Bahnhof, um weiter nach Jiayuguan zu reisen.

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