Dienstag, 28. Oktober 2014

Der Abstieg 爬下华山

Leider verpasste ich den letzten Bus zurück nach Xi'an knapp. Da ich bis zum nächsten Zug noch gute zwei Stunden hatte, fragte ich mich durch, welche Alternativen es zu den Bussen sonst noch so gibt. Tatsächlich erwähnt keiner den (sehr günstigen) Zug. Empfohlen wird
der Schnellzug, der das Dreifache kostet und außerdem von einer deutlich weiter entfernteren Station, dem Nordbahnhof, abfährt. Daran verdient der Taxifahrer, wegen Umwegen, dann auch das Dreifache. Mindestens. Abgesehen davon verlangt er in der Regel ohnehin das drei- bis vierfache des Preises (verglichen mit Taxi-Uhr) zum normalen Bahnhof, der etwa 8 km vom Parkeingang entfernt ist. Nach Meinung aller Befragten ist es allerdings ohnehin besser, die Nacht in Huashan zu bleiben (vielleicht in einem der guten Hotels hier?) und erst am nächsten Morgen zu fahren, da gibt es wieder Busse. Am Besten erst mal was essen. Hier gibt es leckere Nudeln (nein, ich rede jetzt nicht über die Nudelpreise, die hier zwischen 7 und 15 Yuan schwanken, also 1-2€)

Zum Preis von zwei gigantischen Portionen Lanzhou Lamian ergatterte ich das wohl günstigste Taxi in ganz Huashan und kam zum Bahnhof. Da auch die chinesische Bahn ab und zu verspätete Züge kennt, hatte ich das Glück sofort in einen solchen verspäteten Zug einsteigen zu können, ohne zu warten. Ein weiteres Highlight meines Trips: Das Chaos verwirrter Chinesen, die nicht wussten wohin.

Bahn-Mitarbeiter (eine Art Schaffner, nur gibt es davon ganz viele pro Zug): "Schnell, schnell, weiter vor! Der Zug kommt gleich, ihr müsst alle weiter vor!"
Zwei Minuten später.
Passagier 1: "Wagen 10, wo muss ich hin?"
Schaffner: "Etwa hier, ein Stück noch."
Passagier 2: "Und Wagen 12?"
Schaffner: "Weiter vor!"
Eine halbe Sekunde später.
Passagier 3: "Wagen 11, wo muss ich hin?"

Ohne Worte.
Na, vielleicht doch. In China kann die Welt untergehen, aber die Zugnummern, die sind stets in der richtigen Reihenfolge. Das steht so fest wie der Buddha im Tempel oder der Granitblock namens Huashan. Daran rüttelt nichts und niemand. Und das wissen die Chinesen sehr wohl, sonst gäbe es jedes Mal ein riesiges Chaos in dem kurzen Zeitfenster, in dem man auf das Gleis darf. Nichts ist in China so gut organisiert wie der Vorgang des In-den-Zug-Einsteigens, der Moment im Leben eines Chinesen, wo er sich tatsächlich ab und zu am Ende der Schlange anstellt. Wo es überhaupt eine Schlange gibt. Meistens. Diesmal allerdings nicht, durch die Verspätung ist alles etwas durcheinander geraten (nicht jedoch die Zugnummern!). Schneller ging es erst, als die Passagiere für Wagen 11 und 12 nicht mehr zur gleichen Türe einsteigen mussten, und die ersten das auch verstanden haben. Also als alle schon drin waren...

Insgesamt muss ich sagen, dass der Trip zum Huashan eines meiner besten Erlebnisse hier in China war. Malerisch habe ich die vollständige Palette der China-Klischees, gute wie schlechte, auf einen Schlag abgeklappert, und konnte das tatsächlich auch noch genießen. Super geil, super schön, und super gutes Gefühl den König der Fünf Heiligen Berge Chinas bezwungen zu haben. Meine Beine werden es mir schon auch noch danken! :)


Links:
7 nutzlose Fakten
Muskelkater (zufällig wusste GMX wohl, dass ich mal wieder auf einen Berg gestiegen bin)


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