Man muss die Feste feiern wie sie fallen und man muss die Berge Chinas erklimmen wenn das Wetter gut ist - das hat mich meine Erfahrung am HuaNGshan schon gelehrt. Dort bin ich nämlich mit den Worten: "Ich bin doch nicht aus Zucker!" bei Nebel und Regen auf den Berg gestiegen. Zwei freie Wochenenden in Sicht, da hab ich schnell ein paar Meinungen zum Wetter eingeholt und die richtige Entscheidung getroffen - Ab zum Hua Shan, und zwar sofort!
Ein paar Hürden gab es noch (ohne die geht es in China ja auch nicht und wäre ja auch langweilig), und schon saß ich im Bus. Der war so dermaßen gut geheizt, dass ich es selbst im T-Shirt kaum ausgehalten habe. Gut, dass er dann während der Fahrt wenigstens die Klimaanlage angemacht hat. Bei voll laufender Heizung, versteht sich.
Der Ort Huashan selbst ist touristisch vollkommen durchgeplant - möglichst gewinnbringend für die Einheimischen natürlich. Da ich erst am Abend gefahren bin, gab es am Zielort eine kleine Einführung zum Berg, und die Empfehlung im Falle eines Nachtaufstieges noch hier im Restaurant des Hotels XY eine stärkende Mahlzeit zu sich zu nehmen. Alternativ könnte man sich jedoch am Besten noch eine kleine Pause gönnen und sich in einem der Hotelzimmer ausruhen um erst am nächsten Tag den Aufstieg zu wagen. Oder doch lieber die Seilbahn (nicht im Eintrittspreis enthalten) nehmen?
Ich lachte den geschäftstüchtigen Führer mit seinen offenkundigen Connections zu den lokalen Dienstleistern aus... äh... an... und marschierte los in Richtung Parkeingang. Gegen 22 Uhr passierte ich das Westtor, um 23 Uhr verfluchte ich meine miserable Kondition, und kaum eine halbe Stunde später die lauten und widerlichen Chinesen, die die schöne Atmosphäre des klaren Sternenhimmels und der romantisch beleuchteten Bächlein mit Wasserfällen am Wegesrand mit grässlicher Musik, schrillen oder röhrenden Stimmen und vor allem ihren besch***enen Taschenlampen zerstörten. Dazu muss man sagen, der komplette Weg ist durchgehend mit hübschen und richtig effektiven Lampen erleuchtet - niemand, aber auch wirklich niemand, braucht eine Taschenlampe dort, es sei denn, er möchte damit andere blenden oder lästig herum blinken. Ich war versucht, die Lampe herauszuholen, die ich für den unwahrscheinlichen Notfall, dass das Licht ausfällt, dabei hatte. Nur, um jeden zurück zu blenden, der mir ins Gesicht leuchtete. Oder einfach achtlos nach hinten. Man braucht WIRKLICH keine Taschenlampen. Und wenn man das realisiert hat, kann man sie getrost ausmachen und wegstecken!
Im Hintergrund waren dank der Laternen schon bald die steileren Pfade nach oben zu sehen. Wow! Gegen halb eins habe ich die erste Sternschnuppe gesehen, um halb zwei war ich auf dem "Rücken des Drachen" (苍龙岭), ein Pass auf einem schmalen Grat, der unter dem klaren Sternenhimmel steil nach oben führt, so dass man sich darauf vorkommt wie auf einer Treppe in den Himmel. Gigantisch, leider allerdings um diese Uhrzeit nicht fototauglich.
Halb drei. Ich sitze an der dunkelsten Ecke, die ich finden konnte (immer noch zu hell für meinen Geschmack), um die wunderschöne Sternennacht bei einem kleinen Stärkungs-Schoki genießen zu können. Eine Chinesin kommt vorbei "Ooooh, soooo dunkel!"
*Augenverdreh*
Es ist Nacht! Wenn du es dunkel nicht magst, empfiehlt es sich, nachts das Haus nicht zu verlassen!
Drei Uhr. Es ist nicht mehr weit zum Ostgipfel, den ich (wie alle) zum Sonnenaufgang-Gucken auserwählt habe. Da ich außer ein paar Reisdumplings am Morgen zuvor schon den ganzen Tag nichts gegessen hatte, war es Zeit für meine mitgebrachten Instant-Nudeln (haha, ich bin auch schon ein halber Chinese). Mit dem teuersten heißen Wasser, das ich je gekauft habe. Aber das ahnte ich ja schon als ich in Huashan ankam.
Nach einer ausgiebigen Pause gelangte ich recht schnell zum Ostgipfel. Uff. schon alles voller Chinesen, die auf den Sonnenaufgang warteten. Jeder Quadratzentimeter besetzt oder belegt. Dabei ist es doch noch ein Weilchen hin! Da kein freies Plätzchen mit freiem Blick und ohne Toiletten-Duft zu finden war, kletterte ich über die Absperrung, die extra mit ganz vielen Schlössern und roten Absperrbändern gesichert war und machte es mir am Abgrund bequem. Das schöne: Vor mich setzte sich garantiert niemand. Und wenn doch, wäre das Problem recht schnell und sauber beseitigt.
Etwa 20 Sternschnuppen später quetschten sich dann doch noch zwei Chinesen direkt neben... was sag ich, auf mich! Sie stellten sich jedoch als sehr nett und verständnisvoll heraus. Ich erklärte ihnen, dass es Sternschnuppen gibt und dass man deswegen hier oben am Besten das Handy ausmacht. Der Trick hat ungefähr fünf Minuten funktioniert, dann hat sich die Sucht zurückgemeldet.
Spaß beiseite. Sie waren echt nett. Und weil wir die gleichen Ziele angepeilt hatten, war ich ab da zu dritt unterwegs.
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