Sonntag, 8. Februar 2015

Auflösung des Neujahrs-Rätsels

Es wird Zeit für die Auflösung meines Reise-Rätsels. Ich muss zugeben, es war alles andere als einfach, aber es gibt schließlich etwas zu gewinnen. Und da die Stationen in unseren Landen eher unbekannt sind, musste ich davon ausgehen dass ihr fleißig googelt.

Station 1: Shangri-La (香格里拉)

Wirklich abgelegen, ohne Zuganbindung, und um die Jahreszeit wie ausgestorben ist Shangri-La ein kleines Städtchen (etwa der Größe Würzburgs) im Nordwesten Yunnans. Früher hieß die Stadt Zhongdian, doch chinesische Forscher haben zweifelsfrei bewiesen, dass es sich dabei um einen in James Hiltons 1933 erschienenen Roman "Lost Horizon" beschriebenen, fiktiven paradiesischen Ort handelt. Und ein Dorf und die ganze Gegend sowie der Flughafen haben sich so begeistert von der Namensänderung gezeigt, dass sie ihn kurzerhand übernommen haben. Die Gegend ist wirklich wunderschön, wild, man merkt schon ein bisschen die Höhe und die Gebetsfähnchen tragen das ihre zum tibetischen Flair bei. Was Kerstin sofort erkannt hat, doch Tibet ist trotzdem falsch, und sie hat das auch korrigiert. Weiter an die Grenze kam ich leider nicht, da die Straßen bereits zugeschneit waren.

Station 2: Lijiang (丽江)

Lijiang ist das Zentrum der Naxi, unter den zahlreichen Minderheiten die dort vertreten sind, sind sie nicht nur die größte Gruppe, sondern bilden auch die höchste Konzentration an Naxi-Chinesen in China. Offiziell nicht als eigene Minderheit anerkannt, sondern fälschlicherweise (weil völlig andere Kultur) als Teilgruppe der Naxi gezählt, handelt es sich bei den Mosuo um eine materiarchalische Volksgruppe, die, wie Rene erkannt hat, vor allem am Lugu-See angesiedelt ist.

Zwischen Shangri-La und Lijiang liegt nur ein Katzensprung - die Tigersprungschlucht. Die habe ich natürlich nicht ausgelassen, wobei ich mich mit meinem Gepäck zwischendurch ja schon etwas gefühlt habe wie Frodo auf dem Schicksalsberg. Zwei Tage Wanderung haben sich aber absolut gelohnt, jeder Schritt ist im doppelten Sinne atemberaubend!

Station 3: Yuanyang Hani-Reisterrassen (元阳哈尼梯田)

Ein Wahnsinns-Anblick, vor allem wenn die Sonne auf- oder untergeht und alles in rötlichem Licht erstrahlt. Tagsüber glitzern die frisch mit Regenwasser gefüllten Becken weiß, bei blauem Himmel blau. Durch Algen und Pflanzen oder Schlamm sind sie manchmal auch grün, rot, gelb oder braun. Im Winter sind die Terrassen mit Wasser gefüllt, im Sommer bezaubern sie durch die grüne Treppenlandschaft, die sich bisweilen weiter als das Auge reicht erstreckt.

Station 4: Jinghong/ Xishuangbanna (景洪/西双版纳)

In das Thailand Chinas bin ich über Jianshui gereist - von dort dauert die Busfahrt zehn Stunden. Bambussprossenförmige Pagoden, Dschungel und was in Chengdu die Pandas sind, sind in Jinghong die Elefanten. Ein angenehm warmes Paradies im Vergleich zum kalten Shangri-La wo im Zimmer das Wasser gefriert und Lijiang wo es am letzten Tag meines Aufenthaltes geschneit hat. Trotzdem eine Icebucket-Challenge in fließendes Wasser unter einem Wasserfall zu springen. Die anwesenden Jungs bezeichneten die Temperatur jedenfalls als äußerst schmerzhaft :D
Wahrscheinlich sind sie deswegen so gerannt, der Rückweg war nämlich die reinste Dschungel-Jump'n Run Tour über die Felsen im Flussbett und Trampelpfade durchs Pflanzen- Dickicht. Gefährlich, aber spaßig!

Station 5: Seoul, Südkorea

Nach einer überaus weiten aber relativ bequemen Reise per Flugzeug über Kunming und Shanghai habe ich (bangend) die mögliche Gepäckstückzahl für internationale Flüge ab China schon einmal vergetestet und festgestellt: alles ist möglich. Deswegen reise ich gerade mit 70kg Gepäck in der Economy-Class ohne Aufpreis. Ich liebe China. Und das gründliche Abtasten beim Security-Check gleicht ja auch regelmäßig den Mangel an Körperkontakt wieder aus. Schließlich bin ich in Seoul gelandet, der selbsternannten "Soul of Asia". Obwohl in SÜDkorea, ist es dort mit um die Null Grad Celsius schon recht frisch. Doch beim wandern im Nationalpark Bukhansan wird es schnell warm, das Essen entschädigt auf jeden Fall alle Strapazen. Besonders cool fand ich außerdem den Trip an die Nordkoreanische Grenze nach Panmunjeom. Die Grenze ist wohl eine der best bewachten Grenzen auf der Welt, teilt die Koreanische Halbinsel in Nord und Süd, und ist gut vergleichbar mit der Berliner Mauer. Man fühlt sich um 25 Jahre zurückversetzt und ich fand es faszinierend, dieses Gefühl erleben zu können, da ich zur Zeit der Teilung Deutschlands ja noch nicht geboren war. Außerdem kann man dort Nordkoreanische Diktatorenluft schnuppern und Schokolade aus dem Land mit dem besten Führer wos gibt genießen.
Zurück in Seoul geht es im schicken Ausgehviertel Gangnam Business- und feiertechnisch richtig ab. Bekannt wurde es auch in der westlichen Welt durch den K-Pop-Song von Rapper Psy, und seitdem es bekannt ist, steht bei immer mehr Menschen Seoul auf dem Reiseplan.

Station 6: Harbin (哈尔滨)

Es ist Winter in China und deswegen steht nicht nur bald das Frühlingsfest an, sondern in Harbin findet auch noch das berühmte Eislaternenfestival statt. Eine super Jahreszeit zum Reisen, denn im Januar wird es im subarktischen Winter regelmäßig um die -20°C kalt. Wäre ja auch blöd wenn nicht, denn wenn man den galaktischen Eintrittspreis gezahlt hat, sollten die Schnee- und Eisskulpturen nach Möglichkeit nicht schon in der Zwischenzeit geschmolzen sein. Außerdem interessant und auch ziemlich creepy ist die ehemalige japanische Basis für biologische Kriegsführung oder kurz auch 731 genannt. Die Chinesen schrecken nicht davor zurück auch grausamste Bilder und Videos gnadenlos zu zeigen, um den Japanerhass zu schüren.... Ähhh. Die volle Wahrheit zu enthüllen.


Neujahrsrätsel

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